Vom Sammeln der Herzen

Unsere Welt wird immer größer. Wir können jeden Tag mit Menschen die auf einem anderen Kontinent leben sprechen. Sie sogar sehen. Wir haben so viele Möglichkeiten zu kommunizieren. Aber trotzdem verlieren wir Menschen aus den Augen. Die Entfernung kann Freundschaften entzweien, die Jahrzehnte bestand hatten. Warum ist das so?
Wir sind heute fast immer online. Können zu jeder Tages- und Nachtzeit erreicht werden, aber unser Blick ist getrübt worden. Wisst ihr welche Augenfarbe eure FreundIn hat? Wenn ihr mit euren Freunden zusammensitzt, könnt ihr sehen was den anderen bewegt oder seit ihr schon in einem anderen Moment?
Wir ziehen heute von Stadt zu Stadt. Es ist gut für die Karriere Erfahrungen in verschiedenen Lebenslagen zu sammeln. Auslandsaufendhalt -> immer her damit. Was wir dabei vergessen ist meistens, dass sich die Welt verändert und damit auch das, was viele von uns Heimat oder Zuhause nennen. Die Menschen, die ihr Leben lang an einem Ort leben und jeden Menschen in ihrem Leben in und auswendig kennen sterben aus. Wir machen uns selbst heimatlos. Die Wel wächst zusammen und wir sind doch allein.
Ich spreche aus Erfahrung. Mein Familienname lautet "wandernder Erzähler". Und das können wir gut. Mein Vater ist das beste Beispiel dafür und wahrscheinlich auch der, der diese Gene am meisten geerbt hat. Er ist 27 Mal in seinem Leben umgezogen, davon hat er 17 Jahre an einem Ort gewohnt und er ist 60. Er kann viel erzählen und weiß wie es ist Menschen zu verabschieden.
Aber die größten Verluste erleiden wir nicht, indem wir den Ort wechseln, sondern indem wir durch unseren Alltag vergessen auf unser Herz zu hören.
Denn es schreit. Wonach?

Ein Freundin von mir erzählte mir von der Theorie, dass wir durch Energien miteinander verbunden sind. Ich kann mich nicht genau an die Einzelheiten erinnern. Aber die Theorie sagt aus, dass die Entfernung in den Beziehungen zwischen Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wir spüren quasi was in "unseren" Menschen vorgeht.
Meine Vorstellung ist etwas literarischer -oder romantischer, wenn ihr so mögt:
Wir sammeln Herzen bzw. Teile von Herzen. Klingt etwas blutig, soll`s aber nicht sein. Ihr kennt die Redewendung "Er hat mir mein Herz gestohlen" ?
Was ist, wenn wir nun jedem Menschen, den wir in unser Herz schließen, ein Teil von genau diesem geben?
Es ist wie ein Pussel. Jeder von uns gibt einen Teil seiner Freundschaft, Liebe - seines Herzens halt. Dadurch werden Verbindungen geknüpft. Je größer der Teil, desto größer ist die Verbindung. Kennt ihr das, wenn ihr wisst wie es eurer besten Freundin geht ohne sie gefragt zu haben?
Wir wissen es manchmal einfach. Diese Freundschaften sind selten und gehen viel zu leicht im Überlebenskampf des Alltags unter. Aber wenn wir auf unser Herz hören oder unser Intuition folgen, oder was auch immer, dann wissen wir, von manchen Menschen wird man uns nie trennen können.

Ich glaube es war Cicero, der einmal sagte: "Die Toten leben in den Erinnerungen der Lebenden." (Korrigiert mich, wenn ich mir das falsch gemerkt habe!)
Ich glaube, egal wie es ist, wenn wir Menschen im Herzen haben, ihnen das im Idealfall sagen, und sie nicht vergessen, wir nie alleine sind. Wir werden nicht sterben, denn jeder einzelne Mensch, den wir lieben, geben wir an die nächste Generation weiter, indem wir sie wiederum lieben. Eine Hoffnung, oder?

Schade nur, dass wir das meist zu spät begreifen und es vergessen unseren Freunden zu sagen.

Versteht ihr was ich meine?

Happy Halloween

der Glückskecks


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