Gedanken zu Panem

So... eigentlich weiß ich nicht so recht wo ich anfangen soll, weil meine Gedanken sich mal wieder überschlagen.

Aber erstmal eine Warnung, wer die Trilogie nicht kennt, könnte in diesem Blogpost evtl. gespoilert werden.

In knapp zwei Wochen pilgern ganz viele wieder ins Kino um "Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2" zu sehen. Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
Gestern habe ich mir die ersten beiden Teile angesehen und werde dieses Wochenende auch den Dritten anschauen. Im vergangenen Sommer habe ich mir alle verschlungen. Spät, mal wieder, und einen Fan würde ich mich auch nicht nennen.
Ich habe mich erst so spät daran gemacht Panem zu besuchen, weil ich grundsätzlich skeptisch bin, wenn eine Sache gehypte wird. Ich habe ein kleines Twilight-Trauma und entscheide seit dem eigentlich immer nach meinem Gefühl, wann ich mir den Gegenstand eines Hyps näher ansehe. Dazu lese ich auch gerne mal Leseproben oder warte, bis ich den Film umsonst Zuhause ansehen kann. So habe ich es mit Game of Thrones gemacht und  mit Minecraft und mit Dr. Who und... Eben mit den Tributen von Panem.
Vor knapp zwei Jahren muss der erste Film um Weihnachten oder Ostern rum im FreeTV gelaufen sein. Da ich ja frei hatte und bei meinen Eltern war entschied ich mich, mir den Film dann mal anzusehen. Meine Mutter wollte mitgucken. Im Gegensatz zu mir, hatte sie nur die Information: Tribute von Panem - Buchverfilmung. Ich kannte nun schon den groben Plot.

Ihre Reaktion auf den Film ist eigentlich ausschlaggebend für meine jetzigen Gedankengänge gewesen. Ich muss zugeben, damals noch nicht. Damals hat da nur die Literaturwissenschaftlerin und die Neugier geschaut. Gestern war's die Philosophin und die Menschlichkeit in mir.
Die Reaktion meiner Mutter fand ich damals schon verständlich und heute bin ich quasi Stolz auf sie, weil sie ebenso reagiert hat.
Schon von Anfang an merkte ich, dass meine Mutter mit jeder Minute, die der Film lief, absolut nicht einverstanden war mit dem, was da auf dem Bildschirm passiert. Eine Gesellschaft, die 24 ihrer Kinder in eine Arena sperren, damit sie sich darin abstechen bis nur einer Überlebt, alles aufgehübscht durch die mediale Aufmachung. Meine Mutter hat nichts gegen "eine gute Show", so würde ich es jedenfalls sagen. Sie lässt sich halt auch gerne mal gut unterhalten. Aber spätestens bei der Füllhornszene war das für sie keine Unterhaltung mehr. Ich glaube ihr Mutterherz hat da angefangen richtig zu rebellieren und sie konnte nicht weiter gucken.
Ich glaube so eine heftige Reaktion auf einen Film habe ich noch nie bei ihr gesehen, und dass obwohl ich nicht unbedingt zimperlich mit meiner Film Auswahl bin und sie sich doch sehr für meinen Geschmack interessiert. Unsere Geschmäcker gehen übrigens gerne mal komplett andere Wege und ich glaube deswegen, sie ist was das angeht schon hart im Nehmen.
Nun sie verließ also bei der Ankunft in der Arena das Zimmer und musste sich ablenken. Noch am nächsten Tag war sie etwas verstört.
Und wie sehr beweist doch diese Reaktion ihre Menschlichkeit, ihr Mitgefühl und ihr Einfühlungsvermögen?  

Ich frage mich schon seit Monaten, wie ein solcher Hype um eine solche fiktionale Zukunft entstehen kann, die uns im Grunde nur zeigt, dass sich unsere Gesellschaft zu einem Panem entwickeln kann.
Ich bin übrigens nicht überzeugt davon, dass Jugendliche schon die Aussage einer solchen Dystopie verstehen und ob es so gesund ist, dass Zwölfjährige damit konfrontiert werden ohne ein vernünftiges Gespräch mit Erwachsenen darüber führen zu können.
Dann frage ich mich, wie viele Leser und Zuschauer wie meine Mutter reagierten. Denn dieses Gefühl, was meine Mutter damals empfand, müssen auch die Einwohner der Distrikte empfinden, wenn sie dazu gezwungen werden den Hunger Games zu zusehen. Die dürften allerdings eine gehörige Portion Angst dazu serviert bekommen. (Übrigens das Gefühl, was mich anfangs überkam)
Wie viele aus der Masse reagieren wie ich und Angst bekommen, dass unsere Gesellschaft auf dem Weg zu einem Panem ist. Immerhin haben wir so viele Fernsehserien die auf dem Schaden anderer Personen oder dem Kampf gegeneinander basieren und sich nur durch etwas weniger Blut und ein bisschen mehr Glitzer von der Antike und dem Mittelalter unterscheiden.
Ob sie genauso wie ich jedes Detail des Buches herauslesen und es mit der Realität vergleichen?

Und wie viele von den Kinobesuchern freuen sich nur auf eine gute Unterhaltung?
Versteht ihr was ich meine? Wie viele vergessen das denken nach dem Filmflash, den man nun mal nach einem so gut umgesetzten Film hat?

Wer weiß, ich hoffe, dass zu dieser Gruppe niemand gehört. Aber der kleine Pessimist in mir, glaubt, dass die Mehrheit zur letzten Gruppe gehört und jeden Gedanken nach ein paar Stunden oder im besten Fall nach ein paar Tagen vergessen hat.

Ich hab ein mulmiges Gefühl und ich will niemanden ein schlechtes Gewissen machen. Dazu habe ich gar kein Recht, da ich mich ja selbst gerne mal von Horrorfilmen oder Spielen unterhalten lasse.

Aber um ein Ende meiner Gedanken zu finden: Die "Tribute von Panem" ist meiner Meinung nach eine unglaublich gelungene Geschichte, die zu Recht gehypt wird. Die Autorin ist eine gute Beobachterin, denkt in einem realistischen Sinn weiter und hat eine gut zusammenspielende Charakterkonstellation entwickelt. Ich mag Katniss sehr gerne und das ist selten, denn ich bin der typische Nebencharakter-Liebhaber. (Ist zwar auch teilweise hier der Fall aber naja) Und ich habe selten ein so gelungenes Ende gesehen, wenn ich zwischen durch beim Lesen denke: "Na, ob die noch den Bogen zum stimmigen Ende bekommt?"

Also weiter machen mit dem Ansehen, dem Lesen und dem Denken.

Kommentare

  1. Hey. Ein sehr kritischer und realistischer Post. Ich muss zugeben, ich bin recht früh beim "Panem"-Hype angekommen. Ich habe die Bücher lange vor den Verfilmungen gelesen und finde, dass diese wirklich sehr gelungen sind. Vom ersten Teil "The Hungergames" war ich auch sehr verstört. "Panem" hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Ich denke aber, dass diese Dystopien nichts für Jugendliche sind oder junge Erwachsene. Ich glaube, man braucht eine gewisse Reife, um sich eine Distanz zum Inhalt schaffen zu können. Ich verstehe aber deien Mutter total. Man muss in der Marterie stecken und wissen, was die Autorin sich gedacht hat, was der Regisseur damit bezweckt. Sonst wirken die Filme ehr roh und gewalttätig. Für mich ist Katniss die wahre Heldin, genauso wie Primrose... Ich habe ein wenig Angst vorm letzten Teil, denn sie wird ja sterben :(

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