Von Irrwichten und Feenstaub und was sie uns schon längst beigebracht haben

Wie oft denkt ihr noch über den Sinn hinter den Figuren, Dingen oder Personen in Kinderbüchern nach? Habt ihr euch schon mal überlegt, dass Kindern und Jugendlichen auch in solchen Büchern sinniges und unsinniges beigebracht wird?

Je nachdem wie dir Charaktere dargestellt werden, können die jungen Leser in einem Roman irgendetwas lernen, dass sie Beispielsweise im realen Leben gesagt bekommen, es aber gar nicht übertragen können. Oder könnt ihr etwas damit Anfangen, wenn euch jemand erzählt, dass ihr euch einfach etwas Lustiges Vorstellen sollt, wenn ihr Angst habt? Der Klassiker ist ja wohl sich das Publikum in Unterwäsche vorzustellen, wenn man einen Vortrag halten soll. Dieser Ratschlag ist so schlecht erklärt, dass es einem im Zweifel nur noch verwirrt, als einem zu helfen.

J.K. Rowling erklärt das jedoch viel schöner in dem dritten Band von Irrwichten: Der tollpatschige und vergessliche Neville Longbottom muss sich mit dem Lehrer Severus Snape rumschlagen... Naja eigentlich muss er sich mit seiner Angst vor Snape rumschlagen. Und da es nicht grade Snaps Stärke ist, sich auf die Schwächen seiner Schüler einzulassen, verschlimmert er die Sache einfach noch.
Da im dritten Band durch die Dementoren und den Ausbruch von Sirius Black, die Angst der vorherrschende Feind ist, ist es interessant, dass Rowling Neville nun vor die Aufgabe stellt sich seiner Angst in Form eines Irrwichtes zu stellen.
Für alle die, die keine Ahnung haben, wovon ich hier rede: Ein Irrwicht ist ein Wesen aus dem Harry Potter Universum, dass sich bevorzugt in alten Schränken, Schreibtischen etc. einnistet und in diesen dann sein Unwesen treibt. Niemand weis, wie ein Irrwicht wirklich aussieht, denn sobald man diesen Parasiten los werden will, also ihn Angesicht zu Angesicht zu sehen bekommt, verwandelt er sich in das, vor dem man am meisten Angst hat.
Wo wir wieder bei unserem Angsthasen Neville und dem Rest seiner Klasse wären.  Um diesen Irrwicht loszuwerden, muss man über ihn Lachen. Remus Lupin, der Lehrer in Verteidigung gegen die dunkelen Künste, Entwickelt zusammen mit seinem Schüler ein Bild, in dem er Snape, als personifizierte Angst, in ein Outfit von Nevilles Großmutter steckt. Wer die Filme und Bücher kennt, weiß, dass dies doch eine lustige Vorstellung ist.
Habt ihr die Parallele schon bemerkt? Genau, dass wir uns die Leute nackt oder in Unterwäsche vorstellen sollen, soll das Publikum vor unserem Augen bloßstellen. Wir machen uns quasi im Kopf lustig über sie. Ich muss zugeben, diesen Rat noch nie gemocht zu haben, und deswegen finde ich Rowlings ausführliche Erklärung viel schöner. Slapstick Einlagen  für Mumien, einem Mond dem die Luft ausgeht oder eine Spinne auf Rollschuhen ist viel fantasievoller und irgendwie auch netter als dieser Ratschlag.

Aber es geht noch viel Allgemeiner!

Was braucht Peter Pan zum fliegen? Genau, Feenstaub und gute Gedanken. Sobald du keine guten Gedanken hast, kannst du nicht fliegen. Also statt zu sagen, "Denk positiv" sagt doch "Hier ist Feenstaub, nun Dank an etwas Schönes und du kannst fliegen." Kinder werden dann garantiert fröhlicher, weil für sie Feenstaub realer ist, als "positiv" und ältere verstehen es vielleich auch viel besser. Zur not lachen sie nur über die verrückte Erwachsene, die zu viele Kinderbücher gelesen hat, wie es mein Neffe bisweilen bei mir tut.

Lernen wir mehr aus den Büchern, die uns beim Erwachsen werden begleitet haben, anstatt platte Selbsthilfebücher zu verschlingen, die eh keiner versteht, weil die Fantasie fehlt.

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