Kleiner Glückskecks Abstecher nach Görlitz

"Gölitz ist atemberaubend."


Mit diesem Satz beginnen die vier Seiten über Görlitz aus meinem "Sachsenführer". -Welchen ich meine findest du hier und hier was die Abstecher sind.- Naja also Görlitz. Im Grunde ist es ja so, dass alle Reiseführer ihre Orte anpreisen. Wäre ja auch, doof wenn die sagen: "Fahren sie da nicht hin, da ist es langweilig." Das Erste, was ich aus Görlitz kennenlernte war ein Bier... und so ein langhaariger Kerl, der auch Made in Görlitz auf seinem Etikett stehen hat. Später kamen dann mehr kleine Geschichten und ein paar Fakten dazu, die ein Bild in meinem Kopf ergaben, das so gar nicht greifbar war. Letzten Montag erfuhr ich dann noch, dass es in Görlitz die größten Kürbise in Sachsen gibt. Sehr wichtiger Fakt also... 
Insgesamt stimmte meine Vorstellung so gar nicht mit der Realität überein. Ich bin zwar auch in einer Stadt aufgewachsen, die vom Krieg fast ganz verschont geblieben ist, aber das war eine Fischerstadt. Und wenn ich jetzt auch in einer Stadt mit einer wunderschön rekonstruierten Altstadt wohne, war die Archithektur, die mich in Görlitz erwartete tatsächlich atemberaubend. 
Die modernen Gebäude, die heutzutage gebaut werden, sind teilweise echt hässlich gegenüber der Architektur der vergangenen Jahrhunderte. 
Also ist Görlitz schon mal eine tolle Idee für Architekturbegeisterte. 
Ich habe ja auch schon von dem Bier gesprochen. Dieses Bier heißt Landskron und die Brauerei steht in Görlitz und ist die letzte Station in meinem Reiseführer. Ich habe sie nur von außen gesehen, aber ich würde gerne mal eine Führung mitmachen. Außerdem kann man dort Konzerte sehen und wenn man will kann man dort auch größere Feiern ausrichten. Eine Hochzeit in einer Brauerei fände ich schon ziemlich nett. Und das Bier ist auch sehr lecker!

Da wir unseren persönlichen Stadtführer hatten, konnten wir dann noch mehr Dinge entdecken als die autonormal Touristen. Wie zum Beispiel die Kreativität von manchen Bewohnern, die ihr Gebäude einfach mit Lego-Steinen repariert haben. 

 Außerdem liefen wir ja. Es gibt zwar auch den "Stadtschleicher", aber wie gesagt, wir waren keine Touristen diesen Formats. Wir hatten sogar das große Glück eine private Kirchenführung in der St. Jakobus Kathedrale zu bekommen. Ich mag Kirchen und habe eigentlich bei jeder eine spezielle Lieblingsecke. Bei dieser kann ich mich jedoch schwer entscheiden. Aber ich würde sagen, die nicht originalen Buntglasfenster im Altarraum machen das Rennen.

So und nun zu den Besonderheiten, die auch im Buch angeführt werden: 
"Der Untermarkt- Hier haut Hollywood historisch auf den Putz"
Die gesamte Altstadt ist ein Hit und diverse Spielfilme haben sich dort schon bedient, um eine gut Kulisse zu bekommen. Tarantino ließ hier für seinen Film "Inglourious Basterds" jemanden in einen Brunnen fallen. Übrigens ein sehr fehlgeleiteter Fall. Jackie Chan hat sich dort schon für "In 80 Tagen um die Welt" durch die Gegend geschwungen und Kate Winslet drehte dort für "Der Vorleser".  Weitere mir bekannte Filme sind "Der Turm", "Die Bücherdiebin" und auch "The Grand Budapest Hotel".  Na, wie viele Filme kennt ihr davon? Vielleicht kennt ihr so auch schon ein Stückchen Görlitz, ohne es vorher gewusst zu haben. 


Weiter ging es über ein kleines Musikspielzeug, dass mein Hund furchtbar gruselig fand, zum heiligen Grab und auf den Ölberg. Jap, sowas gibs in Görlitz. Die haben nämlich einfach mal die Anlage des heiligen Grabs aus Jerusalem kopiert. Da wir aber keinen Eintritt zahlen wollten, nach der Aussage unseres Fremdenführers war das früher nicht so, gingen wir nur auf den Ölberg. Dort hat man übrigens eine sehr schöne Aussicht über die Stadt. Und das sage ich obwohl ich meine Brille nicht mithatte. 
Aber es ging dann ja auch schon weiter. Erst Mal zum Nikolaifriedhof um dort einen umgedrehten Baum zu bestaunen. Lest dazu entweder die Zusammenfassung bei Wikipedia oder sucht wie ich nach Sagen aus und um Görlitz. Da gibs nämlich auch so einiges zu entdecken. 
Über den Nikolaizwinger machten wir uns zuletzt dann noch auf in ein anderes
Land.  Eine weitere Besonderheit von Görlitz ist ja, dass die Stadt eigentlich auf der anderen Seite der Neiße weitergeht. Da dort allerdings heutzutage Polen ist, heißt die Stadt dort seit 1945 Zgorzelec. Ich kann euch nicht beschreiben, wie seltsam dieses Gefühl ist, wenn man nur über eine Brücke geht und dann in einem anderem Land ist. Aber so ist das mit unseren Grenzen. Sie sind seltsam und teilen einfach so Städte.
Allerdings ist der Ausblick auf Görlitz von dort auch einfach toll. Hier seht ihr übrigens die Peterskirche und die besagte Altstadtbrücke. Naja und das herrliche Wetter natürlich.

Ich muss gestehen, so ganz habe ich den letzten Punkt aus meinem Büchlein nicht mit bekommen. Die Synagoge ist einfach an uns vorbei gegangen bzw. wir an ihr. Aber es waren einfach sooo viele Eindrücke an diesem Tag, da muss man das auch mal verkraften. Aber die Ironie, dass sie dort noch steht, die möchte ich euch dann doch noch kurz erzählen: Aus dem Geschichtsunterricht wissen wir, dass ganz besonders unfreundliche und dumme Menschen, von der Art gibt es ja leider auch heute noch zu viele,  vor 77 Jahren alle jüdischen Geschäfte, Synagogen usw. angezündet haben. In Kassel erinnerte mich immer ein Gedenkstein an diese Nacht. Hier, in Görlitz, steht die Synagoge aber noch. 1938 wohnt nämlich genau daneben einer der dieser besagten Menschen, der nicht wollte, dass sein eigenes Haus gleich mit abbrannte und deshalb die Feuerwehr rief. So hat sein Egoismus wenigstens etwas vor der Zerstörung bewahrt, was sonst ein Raub der Flammen geworden wäre.

Nach dieser kleinen Geschichtsstunde rate ich euch noch unbedingt auf dem Postplatz (siehe erstes Foto) einen Kaffee zu trinken und euch dort von den Menschen und der Stadt berieseln zu lassen. So endete nämlich unser Ausflug.
Görlitz ist eine wunderschöne Stadt und für mich war es ein wunderschöner Tag, da ich sie mit ganz tollen Menschen durchwandern durfte.

Bis zu nächsten Mal,
euer Glückskecks

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