Alltagsgeschichten - 2.Mai 2016 Mein Hund und ich

Ich liebe mein Hundekind über alles, aber es hat nun mal wie jedes Lebewesen auch seine Maken. Manch, wie das ständige betteln, sind ihrer Natur zu schulden. Andere Dinge kommen ganz bestimmt von mir oder anderen Rudelangehörigen.

Lassen sie uns einen Moment über Futter sprechen!
Ganz sicher hat sie von mir eine gewisse Unruhe und die Ungeduld übernommen. Zwar ist das wohl schon immer bei ihr veranlagt gewesen, aber ich merke es selbst, wenn ich unruhig oder ungeduldig bin, dann ist sie es doppelt. 
Dabei reicht es schon, wenn ich anfange zuüberlegen doch aus meinem warmen kuschligen Wohlfühlort aufzustehen und den Tag zu beginnen. Es reicht wirklich schon der "Gedanke" da flitzt der Hund zur Balkontür - die öffne ich als erstes zum Lüften und der Hund überbrückt die Zeit die ich brauche auf dem Balkon. 

Hört sie dann, dass ich mich in eine Hose quäle oder ein Reißverschluss klapptert, ist der Hund da und rennt von mir zur Tür, in die Küche und wieder zu mir. Sie weiß, glaub ich, nie so genau, was ich denn nun zuerst mache oder was sie denn gerne zuerst hätte.
Das macht mich wahnsinnig - besonders wenn ich mal wieder über sie falle! Aber im Grund macht sie das selbe wie ich, wenn ich zum Beispiel zu einem Termin oder zur Uni muss. Ich bin immer sehr unruhig, wenn ich mich in das Sozialleben stürze. Und das ist bei ihr nun mal der Spaziergang. Wir sind uns also sehr ähnlich. 

Wenn wir dann draußen sind geht etwas ganz anderes los, was mich echt ankotzt (mittlerweile). Sobald die Haustür ins Schloss gefallen ist, fängt das Hundekind an zu ziehen. Und sie hat eine menge Kraft. Die hat mich schon immer an meine Grenzen gebracht, weil ich nicht gegen ihre Taktik - von null auf hundert, wenn Frauchen denkt ich schnüffele - ankomme. Natürlich kennen viele Hundebesitzer auch die Zickzack-Läufe, wenn der Hund mal wieder etwas erschnüffelt.  Mein Hund zieht so dolle, dass sich schon viele umgedreht haben, weil sie dachten Darth Raider würde von hinten angreifen. Das geht ungefähr 2/3 des Spazierganges so. Dabei hat sie eine Geschwindigkeit drauf, dass ein zwei Stunden Spaziergang einem Halbmarathon gleichen würde. 
Ich habe mir früher sehr schnell angewöhnt schnell zu gehen, weil mein Vater schon immer schnell ging. Dann habe ich so zwei Freunde, die beide fast zwei Meter groß sind und ebenfalls einen schnellen Schritt haben, auch wenn der für beide ehr gelassen ist. Allerdings bin ich fast 40 cm kleiner wobei das vor allem an meinen Beinen  liegt. Das heißt ich mache drei Schritte wo die Jungs einen machen. Wenn wir in Eile waren wurde das für mich zu einem Dauerlauf. 
Mein Hund konnte also jahrelang ihr Ding durchziehen, dass sie ebenfalls in zusammen Arbeit mit einem Vater entwickelt hat. (Die beiden waren mal drei Monate alleine, als sie noch sehr jung war.) 

Jetzt kann ich ihr aber nichts mehr entgegensetzen. Zur Zeit schaffe ich keine Dauerläufe, weil mir die Kraft fehlt. Bis zu einem sonnigen Sonntagabend habe ich es trotzdem versucht, ich wollte nicht glauben, dass ich diesen Alltag nicht mehr bewältige. Dafür bin ich auch schon fies gefallen. 

An diesem Sonntag also war es warm. Ich kam nicht raus und zitterte wie blöd, weil es so kalt war. Die Sonne wärmte mich so wundervoll. Aber den Hund interessierte das nicht. In diesem Moment dachte ich mir "Jetzt reichts!" 
In all den Jahren habe ich nicht drüber nachgedacht, dass der Hund sich auch nur aus Gewohnheit so verhält. Sie kann übrigens perfekt bei Fuss laufen und ist ohne Leine ein total entspannter Hund und hört dann auch sehr gut. 
Aber fürs Bei-Fuss muss man den Befehl geben und ein enspannter Spaziergang ist das für uns beide dann auch nicht. Also entweder sie versucht mich mit der Leine durch die Welt zu ziehen oder sie muss sehr konzentriert neben mir her laufen. Sie findet das ziehen besser. 


Dann stand ich da in der Sonne und der Hund stand an der gespannten Leine. Hätte ich nur einen Schritt gemacht, wäre sie gestartet. Also habe ich gewartet. Sah bestimmt lustig aus. Es hat so drei Minuten gedauert bis sie zu mir kam und "fragte" wanns denn nun losginge. Dann war sie wieder gespannt. Eine Minute später kam sie wieder zu mir und wieder gespannt. Das ging ein paar Mal so. bis sie sich irgendwann neben mich setzte. 
Dazu müsst ihr wissen, dass ich ihr beigebracht habe auf mich zu achten, wenn wir ohne Leine unterweges sind indem ich in die andere Richtung gegangen bin oder mich versteckt habe.  Ganz am Anfang waren wir noch zu Zweit, so dass einer den freilaufenden Hund im Auge hatte und der ander "verschwinden" konnte. Deshalb reagiert sie auch so gut, wenn wir ohne Leine unterwegs sind. An der Leine schien sie es nie für nötig zu halten auf mich zu achten, ich war ja angeleint. Da hilft auch kein Richtungswechsel oder im Kreislaufen. Nur der streng gehaltene Bei-Fuss-Befehl, den ich eigentlich nur für Situationen wie volle Bahnhöfe, Busse oder sonstige Reiseereignisse nutze, lässt die Leine baumeln. 

Aber geduldig rumstehen half. Nach dem sie bei mir wr ging ich sehr langsam los. Auch für mich war das sehr ungewohnt. Boston find nach einer Weile wieder an das Tempo anzuziehn. Da blieb ich wieder stehen. Das ging immer so weiter, auch wenn sich die Wartezeit immer verkürzte. Auf der hälfte schien es dann auch im Hundhirn angekommen zu sein. Sie passte sich auf mein Tempo an, dafür blieb ich stehen, wenn sie besonders Schnüffel musste. Aber auch das war dann irgendwie enspannter. 
Jetzt über wir das täglich. Schwer ist es wenn es regnet - oder schneit... - aber es geht. 
Ich lernte Geduld und warten und Boston verändert ihr Verhalten. Es ist enorm wie viel Veränderung in so einer kleinen Sache steckt. Außerdem habe ich langsam begriffen, dass nichts gut ist nur weil wir es schon Jahre lang so machen. Manche Sachen akzeptiere ich zum Beispiel nur, weil ich keine Geduld für den Veränderungsprozess habe. Ich habe "Eile mit Weile" nie verstanden, ölangsam tu ichs! 

Kommentare