Ämterlotto
Vor einigen Jahren habe ich mal aus Spaß mit einer Bekannten ein Lottoschein ausgefüllt. Das war tatsächlich gar nicht so einfach, weil ich das Prinzip der Kästchen, Zahlen und Spielesysteme des Scheins erstmal verstehen musste. Und dann hatte ich trotzdem ein Kreuzchen vergessen.
Mit den Anträgen bei Ämtern habe ich dagegen schon etwas mehr Erfahrung. Mein Vater musste schon das ein oder andere mal einen Antrag ausfüllen. Auch die Prüfung der Frührente meiner Mutter durfte ich life und Kopf schüttelnd miterleben.
Ich wette, diejenigen unter euch die auch schon mal einen Antrag oder noch schlimmer eine Steuererklärung ausfüllen durften, standen genau so vor den Antrag wie ich einmal vor diesem Lottoschein.
Ich bin glücklich, dass ich in einem Staat lebe, der auch Menschen wie mir ein Studium ermögtlicht oder einer Familie wie meiner in schlechten Zeiten aushilft. Aber ich weiß auch, dass dieses Privileg ganz und gar nicht umsonst ist.
Zuerst einmal muss man am besten schon ein Jahr vorher wissen, dass man einen Antrag auf BaföG oder Arbeitslosengeld stellen muss. Selbst wenn man gleich sehr darauf achtet alle erforderlichen Papiere abzugeben, fällt den Ämtern nicht selten auf, dass sie doch noch etwas mehr wissen möchten. Das fällt ihnen aber nicht gleich nach Erhalt des Schreibens auf sondern - ja verständlicherweise - nach einer Bearbeitungszeit. Da sollte man schon mit zwei Wochen mindestens rechnen. Ich warte im Moment gerne vier Wochen auf eine Antwort, weil die Ämter ja so viel zu tun haben. Jedes Amt hat da so seine eigene Zeit. Das Jobcenter war in meiner Erfahrung immer am routiniertsten und damit am schnellsten. BaföG-Ämter dagegen assoziiere ich mit Chaos. Da weiß man manchmal zum Schluss nicht wie viele Kopien des gleichen Dokuments man dort nun hingebracht hat. Und man sollte nochmal extra Zeit mit einplanen, wenn man dann doch ein Kreuzchen vergessen hat.
Die die kein Geld brauchen sondern Geld verdienen sind von diesem Zirkus aber auch nicht befreit. Ich sage nur Steuererklärung. Wenn man nicht grade ein Profi ist, stehen früher oder später alle mit einem großen Fragezeichen vor einem der lustigen Anträge. Mit etwas Glück findet man dann Hilfe und bekommt das Ding dann fachgerecht in den Briefkasten des Finanzamtes. Eigentlich sollte man es auch am Besten gleich vor dem Sachbearbeiter ausbreiten, denn jede Hand durch die das geht ist ein Risiko. Eine Steuererklärung hat mich einmal sehr viele Nerven gekostet, weil ein Sachbearbeiter ein paar meiner Unterlagen verlegt hatte. Ein halbes Jahr bangen, bis es nach gefühlten tausend Telefonaten das Problem und der Verursacher gefunden wurde. Und ratet mal was die Lösung war... einen Antrag ausfüllen.
Wie gesagt, wir können stolz auf unseren Sozialstaat sein, weil er sich irgendwann mal bemühte Fair zu sein. Die Fairness hinkt immer etwas, wenn man bedenkt, dass kaum jemand noch durch die Gesetzestexte durchsteigt und damit das beantragen könnte, was er auch bekommen soll. Stattdessen beginnt man hilflos dort, wo man schon Erfahrung hat oder was vielleicht logisch erscheint. Vielleicht geht man sogar zu einer Beratung, die einem vielleicht Glück bringen. Aber insgesamt gleicht das ganze dem Lotto. Man macht seine Kreuzchen und hofft, dass auf dem Amt seine Nummer gezogen wird. - Könnte das einem mal jemand in der Schule beibringen? - Und erst wenn das eine Amt einen abweist, kann man sein Glück bei einem anderen Amt probieren.
Und das ist der Preis: Wir sind abhängig. Nicht abhängig von der Güte unseres Staat, die existiert theoretisch, sondern wir sind abhängig von der Bürokratie und der Interpretation der vielen Unterlagen, die wir da abgeben müssen. Und dann stehen wir quasi Nackt vor einer Bürokratie und werden zu einer Nummer degradiert. Unsere Leben werden auf kalte Zahlen reduziert und die armen Menschen, die das tun müssen, haben keine andere Möglichkeit mehr. Denn wir sind nur noch Zahlen, die irgendjemanden vorgelegt werden, der zu anderen Staatschef jettet um zu sagen: "guck mal wie toll unsere Statistiken sind!" Und die glauben dann auch noch, sie würden ihre Wähler kennen.
Wir dürfen das alles also gar nicht so ernst nehmen, denn die urteilen gar nicht über uns, sondern nur über nichtssagenden Zahlen. Es ist nur schade, dass wir vielsagende Personen mit Emotionen sind.
Ich wünschte mir, dass die dort oben den Sinn dafür nicht verlieren. Dass unsere Bürokratie auch für nicht Spezialisten verständlich wird. Dass unser Bildungssystem uns schon etwas auf ein Leben in dieser Bürokratie vorbereiten könnte und dass Ämter und Bevölkerung auch einfach mal die selbe Sprache sprechen könnten.
Mit den Anträgen bei Ämtern habe ich dagegen schon etwas mehr Erfahrung. Mein Vater musste schon das ein oder andere mal einen Antrag ausfüllen. Auch die Prüfung der Frührente meiner Mutter durfte ich life und Kopf schüttelnd miterleben.
Ich wette, diejenigen unter euch die auch schon mal einen Antrag oder noch schlimmer eine Steuererklärung ausfüllen durften, standen genau so vor den Antrag wie ich einmal vor diesem Lottoschein.
Ich bin glücklich, dass ich in einem Staat lebe, der auch Menschen wie mir ein Studium ermögtlicht oder einer Familie wie meiner in schlechten Zeiten aushilft. Aber ich weiß auch, dass dieses Privileg ganz und gar nicht umsonst ist.
Zuerst einmal muss man am besten schon ein Jahr vorher wissen, dass man einen Antrag auf BaföG oder Arbeitslosengeld stellen muss. Selbst wenn man gleich sehr darauf achtet alle erforderlichen Papiere abzugeben, fällt den Ämtern nicht selten auf, dass sie doch noch etwas mehr wissen möchten. Das fällt ihnen aber nicht gleich nach Erhalt des Schreibens auf sondern - ja verständlicherweise - nach einer Bearbeitungszeit. Da sollte man schon mit zwei Wochen mindestens rechnen. Ich warte im Moment gerne vier Wochen auf eine Antwort, weil die Ämter ja so viel zu tun haben. Jedes Amt hat da so seine eigene Zeit. Das Jobcenter war in meiner Erfahrung immer am routiniertsten und damit am schnellsten. BaföG-Ämter dagegen assoziiere ich mit Chaos. Da weiß man manchmal zum Schluss nicht wie viele Kopien des gleichen Dokuments man dort nun hingebracht hat. Und man sollte nochmal extra Zeit mit einplanen, wenn man dann doch ein Kreuzchen vergessen hat.
Die die kein Geld brauchen sondern Geld verdienen sind von diesem Zirkus aber auch nicht befreit. Ich sage nur Steuererklärung. Wenn man nicht grade ein Profi ist, stehen früher oder später alle mit einem großen Fragezeichen vor einem der lustigen Anträge. Mit etwas Glück findet man dann Hilfe und bekommt das Ding dann fachgerecht in den Briefkasten des Finanzamtes. Eigentlich sollte man es auch am Besten gleich vor dem Sachbearbeiter ausbreiten, denn jede Hand durch die das geht ist ein Risiko. Eine Steuererklärung hat mich einmal sehr viele Nerven gekostet, weil ein Sachbearbeiter ein paar meiner Unterlagen verlegt hatte. Ein halbes Jahr bangen, bis es nach gefühlten tausend Telefonaten das Problem und der Verursacher gefunden wurde. Und ratet mal was die Lösung war... einen Antrag ausfüllen.
Wie gesagt, wir können stolz auf unseren Sozialstaat sein, weil er sich irgendwann mal bemühte Fair zu sein. Die Fairness hinkt immer etwas, wenn man bedenkt, dass kaum jemand noch durch die Gesetzestexte durchsteigt und damit das beantragen könnte, was er auch bekommen soll. Stattdessen beginnt man hilflos dort, wo man schon Erfahrung hat oder was vielleicht logisch erscheint. Vielleicht geht man sogar zu einer Beratung, die einem vielleicht Glück bringen. Aber insgesamt gleicht das ganze dem Lotto. Man macht seine Kreuzchen und hofft, dass auf dem Amt seine Nummer gezogen wird. - Könnte das einem mal jemand in der Schule beibringen? - Und erst wenn das eine Amt einen abweist, kann man sein Glück bei einem anderen Amt probieren.
Und das ist der Preis: Wir sind abhängig. Nicht abhängig von der Güte unseres Staat, die existiert theoretisch, sondern wir sind abhängig von der Bürokratie und der Interpretation der vielen Unterlagen, die wir da abgeben müssen. Und dann stehen wir quasi Nackt vor einer Bürokratie und werden zu einer Nummer degradiert. Unsere Leben werden auf kalte Zahlen reduziert und die armen Menschen, die das tun müssen, haben keine andere Möglichkeit mehr. Denn wir sind nur noch Zahlen, die irgendjemanden vorgelegt werden, der zu anderen Staatschef jettet um zu sagen: "guck mal wie toll unsere Statistiken sind!" Und die glauben dann auch noch, sie würden ihre Wähler kennen.
Wir dürfen das alles also gar nicht so ernst nehmen, denn die urteilen gar nicht über uns, sondern nur über nichtssagenden Zahlen. Es ist nur schade, dass wir vielsagende Personen mit Emotionen sind.
Ich wünschte mir, dass die dort oben den Sinn dafür nicht verlieren. Dass unsere Bürokratie auch für nicht Spezialisten verständlich wird. Dass unser Bildungssystem uns schon etwas auf ein Leben in dieser Bürokratie vorbereiten könnte und dass Ämter und Bevölkerung auch einfach mal die selbe Sprache sprechen könnten.

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Ich freue mich auch über eure Erfahrungsbericht und Kommentare.
Haut rein, aber euch nicht gegenseitig!