Bücher meines Lebens ~ Die Namenlose

"Der Anfang dieser Geschichte ist ein anderer, seit es ihr Ende gibt."


Es ist der erste Sommer meines Studiums. Ich bin auf der Höhe meines täglichen Lesepensums. Wenn ich zur Uni laufe habe ich ein Buch vor der Nase, wenn ich Zuhause bin hab ich ein Buch vor der Nase, nicht selten ist es ein Buch für die Uni, öfter ist es ein Roman zur Ablenkung, selten, eigentlich nur dieses eine Buch, kommt ein Buch aus der Uni zu mir, dass ich auf keinen Fall lesen muss, aber dass ich unbedingt lesen möchte. 
Die Namenlose habe ich in meinem ersten Praxisseminar kennengelernt. So richtig habe ich mich am letzten Redaktionswochenende damit befasst, als ich die Rezension in den Fingern hatte. Danach habe ich in den Semesterferien aufgetrieben. Wie so oft ein gebrauchtes Buch, aber eines das wie neu aussah. Es gingen noch ein paar Monate ins Land, bis ich mich zu ihm durch gearbeitet hatte. 

Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, an dem ich es durchgelesen habe. Ich war an diesem Tag in der Uni - logisch - und am Nachmittag war der Zen-Meditations-Kurs. Die Sonne schien. Es war warm, aber nicht zu warm. Ich lief durch die Stadt und saß überall einmal. Die Namenlose sickerte durch mein Hirn. Der Schreibstil ähnelte meinem Denken. Die Geschichte war für mich nachzuvollziehen. Ich war die Namenlose. Für diesen Tag. Und heute auch noch ein bisschen. 
Ich verrate euch nicht wer die Namenlose ist. Vielleicht findet ihr euch ja auch ab und zu in einem Buch und das ist dann eure Verbindung zu dem Buch. Vielleicht müsst ihr es nie wieder lesen, weil ihr irgendwann nicht mehr das Buch seid. Aber ihr habt euch einmal gefunden. Das ist ja doch ein seltenes Ereignis, wenn es einem Bewusst wird. 

Die Namenlose bin ich in meinem ersten Studentensommer. 

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