Was denke ich? Was sagen die anderen?

Diese Fragen beginne ich grade mir zu stellen. Am häufigsten beginne ich an mir zu zweifeln, wenn es um Oberflächlichkeiten, wie mein Aussehen oder um lernen geht. Aber auch so etwas wie Beziehungen und Familienplanung fühle ich mich oft beeinflusst.

Aber fangen wir vielleicht bei den Oberflächlichkeiten an. Sie begegnen mir selbst dann, wenn ich mich in meiner Rückzugsphase befinde. Im Moment bin ich zum Beispiel am Lernen für die kommenden Klausuren -ich glaube das hab ich schon erwähnt... Jedenfalls mag ich keine Klausuren, weil ich dafür Bulimie-Lernen muss und ich sie absolut ineffektiv finde. Trotzdem tue ich es, weil ich keine schlechte Note haben möchte. Das ist übrigens schon einer der Punkte, auf den ich eigentlich gar nicht hinaus wollte aber gut. Habt ihr euch denn schon mal gefragt, warum ihr gute Noten haben wollt? Ich hab ziemlich schnell in der Bewerbungsphase für eine Ausbildung gemerkt, dass es gar nicht so sehr um Noten geht, sondern um erste Eindrücke. Seit dem bemühe ich mich mein können herauszuarbeiten anstatt auf meine Noten zu setzen. Meistens bekommt man so schneller einen Job als durch seine Noten. Die sind im Zweifelsfall nur ausschlaggebend. Es ist aber schon fies, dass uns in der Schule und auch in der Uni immer vorgegaukelt wird, dass es um eine Note geht. Wir lernen fürs Leben und nicht für Noten. Es ist in zehn Jahren allen egal, ob du in dieser Klausur eine Eins hattest, wichtig ist, ob du dein Wissen von damals noch hast.
Bei mir war es aber nicht nur die Schule, die mir diesen Notenwahnsinn eingebläut hat, sondern ich habe auch geglaubt, dass ich dumm bin, wenn ich eine schlechte Note schreibe. Aber dumm istnur wer dummes tut. Aber bekomm das mal in deinen Schädel rein, wenn es dir über Jahre eingehämmert wurde.

Eine andere Sache ist das mit dem Aussehen. Immer ein Thema in der Öffentlichkeit. Und eben das womit ich eigentlich anfangen wollte. Ich sitze im Moment eben viel Zuhause. Menschen begegne ich nur bei Hunde-Spaziergängen, Einkäufen und im Fitnessstudio. Letzteres finde ich persönlich am furchtbarsten. Ich bin ja nicht da um anzugeben, sondern um nach dem letzten Jahr meinen Kummerspeck wieder loszuwerden. Meine Klamotten sind garantiert kein Fitnessoutfit, sondern zusammengewürfelt. Wenn ich dann beim Sport ankomme, gibt es drei vorrangige Arten von Reaktionen: 1. Die, die mich ignorieren. - Mir persönlich die Liebsten 2. Die, die mich mitleidig angucken. - Meistens die älteren Damen. Ich vermute, die denken sich warum meine Sportkleidung teilweise echt schäbig oder zu klein aussieht. 3. Die "von-Oben-herab" - Meistens Mädels in meinem Alter und in einem sehr durchdachten Sportoutfit ala keine-Ahnung-von-wem.
Ich finde es nicht schlimm, jedenfalls wenn ich Zuhause losgehe, dass ich aussehe wie ich aussehe. Ich weiß halt, dass ich kein Geld habe und nur in dieses Fitnessstudio gehen kann, weil ich es im Moment noch von meinen Eltern bezahlt bekomme. Ist halt so. Aber sobald ich diesen Menschen begegne beginne ich mich zu fragen, ob ich da nicht falsch liege.

Das selbe Spiel beim Gassi-gehen. Ich gehe da absichtlich in schlechten Klamotten, die paar guten müssen schließlich nicht durch die Abenteuer mit dem Hund versaut werden. Aber auch hier Achtung, man wird schnell abgeurteilt. Interessanterweise fällt es mir in dieser Situation aber einfacher bei meiner Überzeugung zu bleiben als bei den anderen Beispielen. Vielleicht trifft es hier weniger meine Eitelkeit, wenn mich andere kritisieren.


Andersrum funktioniert dieser Effekt übrigens nicht bei mir. Bleiben wir bei meinem Aussehen. Ich bin mir unglaublich bewusst, wie viel Übergewicht ich habe.  Ich habe mir aber auch abgewöhnt nur noch vor einem engen Personenkreis darüber zu klagen. Ich habe das Glück, dass man mich immer um ca. 10 bis 15 Kg leichter schätzt - übrigens das Höfflichkeitsgewicht schon abgezogen. Das Gewicht verteilt sich halt ganz gut über meine Figur, sodass ich noch eine Taille habe, wo andere bei meinem Gewicht eine Corsage bräuchte um dieses Ergebnis zu haben. Weiß ich alles. Trotzdem nenne ich mich im Stillen gerne Fett.
Von Außen bekomme ich oft zu hören: "Ne, fett bist du absolut nicht. Etwa mollig, ja." "Stell dich nicht so an, fett sieht anders aus."
Von den einen ist es vielleicht nur lieb gemeint, andere kenne ich sehr gut und da weiß ich, dass sie zum Großteil ehrlich sind. Aber so genau weiß ich das auch wieder nicht. Hier ist eben das Problem, was ich denke.

Eine Stufe weiter geht es dann eben mit Beziehungen und Co los. Ich bin Singel und im Moment ganz froh drum, es zu sein. Es mag einigen komisch vorkommen, aber eine Beziehung wäre für mich im Moment einfach unpraktisch und lästig. Ich bin da glaube ich sowie so zu pragmatisch. Ein Partner bedeutet halt auch ein Zeitaufwand und eine Einschränkung. Ich bin aber ein Einzelgänger und brauche viel Zeit für mich.
Scheint für manche sehr ungewöhnlich zu sein. Meine Familie und Freunde haben sich über die Jahre damit abgefunden, aber fast jede Person die ich kennen lerne, fragt sich, warum ich nicht mal auf der Suche nach einem Partner bin.
Jedesmal, wenn ich mit so etwas konfrontiert werde frage ich mich dann: Haben die vielleicht Recht? Und dann beginne ich erst mich einsam zu fühlen. Wieder dieser Effekt.

Aber mal ganz ernst, wer ist mehr im Recht meine Gedanken oder meine Mitmenschen bzw. die Gesellschaft? Muss ich heiraten und Kinder bekommen, weil das so die Norm ist.
Im Allgemeinen wird heute gesagt: "Tu, was du denkst das dir gut tut!" Aber dann wird man schräg angeschaut, weil man es tut. Wir sind nicht frei von dem Urteil unserer Umwelt. Es kann sogar sein, dass die da draußen ein bisschen Recht haben. Aber nur nach deren Pfeife tanzen ist halt auch nicht das Gelbe vom Ei. Wir müssen zwischen dem Drinnen und dem Draußen balancieren, wenn diese propagierte freie Entfaltung einen Sinn haben soll. Wir müssen entscheiden, wie viel uns reingeredet werden darf und wie viel nicht. Ich werde immer mehr zu einem Fan des Gleichgewichts.

Gedankenblabla aus.
Habt noch einen schönen Tag!


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