Die Liebe zu Sophie oder Was ist Philosophie?

Das erste Essay was ich in meinem Leben schreiben musste, war die erste Aufgabe in meinem Philosophie-Studium. Das Thema: Was ist Philosophie?


Und Das weiß ich bis heute nicht. Philosophie ist die Liebe zu Weisheit... sehr poetische Antwort, versteht nur selten jemand. Insgesamt habe ich mir abgewöhnt eindeutige Antworten auf diese Frage zu geben. Insgesamt habe ich im Studium mehr gelernt, dass nicht die eindeutige Antwort wichtig sonder die richtigen Fragen zu stellen. Also übte ich das und übe es immernoch, so langsam bin ich auch sehr gut darin geworden.
Das Problem des Menschen, und damit auch des Philosophen, ist sein Bedürfnis alles in festgeschriebene Strukturen und Definitionen zu packen. Es erleichtert uns das Leben. Das Leben ist aber nicht festgeschrieben und die Philosophie erst recht nicht.
Bei guten Lehrern habe ich gelernt, dass die Lektüre von Hegel, Kant und Schopenhauer keine Gesetze für die Welt sind, sondern Denkansätze, die von den Lernenden irgendwann weiter entwickelt werden sollen. So wie es Sogrates mit seinen Fragen an seine Schüler versucht hat. 
Jeder der Philosoph hat sich in seiner Arbeit weiterentwickelt. Nicht immer so das sie die Aussage ihres Gesamtwerkes veränderten, aber spürbar. Nur einige wenige lassen einen klaren Umbruch erkennen. Mein Liebling Wittgenstein zum Beispiel setzte seinen Traktatus in die Welt und lies sie dreißig Jahre in dem Glauben er hätte darin die Welt erklärt. Etwas überheblich, aber das sind große Denker öfter mal. In seinen Philosophischen Untersuchungen erklärte er mit sehr viel Selbstironie, dass er wohl nicht Recht hatte mit seiner damaligen Vorstellung.



Wittgenstein zeigt, dass Philosophie der Wandel von Wissen ist. Die Ideen der großen Philosophen entwickeln sich in der Praxis.
Wissen ist in vielen Formen festgehalten. Auch wenn man das Wissen auswendig kann, ist man  noch nicht weise. Man weiß eben sehr viel. Aber was nützt dir all dein auswendiggelerntes Wissen, wenn du es nicht anwenden kannst. Und wenn du es nicht anwendest kann es sich nicht weiterentwickeln und du hast nichts als totes Wissen in deinem Kopf.
Philosophie ist also die Liebe zur Anwendung von Wissen, zur Neugier, zum Hinterfragen. Philosophie ist so viel, dass es für die wenigsten fassbar oder verständlich ist und doch in jeder Wissenschaft und Idee unserer Zivilisation steckt.
Und jeder kleine Gedanke kann zu Wissen, zur Weisheit und zur Philosophie führen. Also seid euch sicher, dass jede weitschweifende Diskussion mit euren Freunden in der Nacht am Küchentisch oder jedes lange Gedankenwelsen auch ohne Ergebnis ein Schritt nach vorne ist, wenn ihr versucht eure Erkenntnisse austestet oder etwas "mitnehmt" aus diesem Gespräch.

Viel Spaß beim philosophieren !

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