Etwas Mut zuerst zu sprechen

Die Vorsätze für 2016? Spricht ja schon im Februar kaum noch jemand drüber.
Ich will mich aber selbst ein wenig motivieren, indem ich meine "Fortschritte" mit euch teile.

Mein Vorsatz mehr zu sagen ist eine Herausforderung, weil ich eigentlich erstmal herausfinden muss, was das für mich eigentlich bedeutet. Denn auf den Mund gefallen bin ich im normal Fall nicht. Ich kann quatschen wie ein Buch.
Mir sind jedoch ein paar Dinge aufgefallen, aufgrund derer ich wohl hin und wieder als still wahrgenommen werde.
Zuerst einmal rede ich nicht mit jedem. Klingt sehr arrogant und ist es auch manchmal, aber eigentlich ist das nur so, weil ich Angst vor der Reaktion von Personen habe, die ich nicht gut oder gar nicht kenne. Bei Leuten, die ich gut kenne, kann ich die Reaktion voraussehen. Ich habe angefangen Menschen zu beobachten, weil sie mir oft Angst machen. Die Reaktionen sind für mich oft unlogisch, weil ich selten vor dem selben oder aus dem selben Grund Angst habe. Wie jemand zitternd vor einer Spinne stehen kann ist mir zum Beispiel schleierhaft, aber immer noch verständlicher als einen anderen Menschen anzuschreien oder etwas zu unterstellen, weil man seine Angst nicht kompensieren kann. Jeder kennt das, weil jeder vor etwas anderem Angst hat, was vielleicht nicht jeder versteht.
Dass das völlig okay ist und man nicht jede Angst oder Gefühl verstehen muss, musste ich erst verstehen. Und deswegen habe ich auch Angst vor den Reaktionen, die fußen nun mal oft auf Gefühlen.

Ein weiterer Grund für mein Schweigen ist meine Laune. Ihr kennt das, manchmal will man halt nicht reden. Ich hänge gerne alleine in meinen Gedanken und werde ungern durch meine eigene Stimme unterbrochen.
In Seminaren bin ich deswegen meistens mitten in der Diskussion, aber ich bin komplett still. Wenn ich etwas sagen würde, würde ich meinen Prozess im Kopf unterbrechen.

Ganz sicher gibt es noch weitere Gründe wie Müdigkeit und so etwas, aber die empfinde ich als ganz normal für alle Menschen.

Ich versuche also etwas mehr zu sprechen. Mit den Seminaren habe ich angefangen. Wenn meine Laune gut war, habe ich meine Gedanken unterbrochen oder sie ganz einfach geäußert.  Dabei habe ich auch zum ersten Mal in meiner Bildungslaufbahn fragen gestellt. Ich frage nie nach, weil es einfach keine Verständnisfragen sind. Ich frage nach dem woher oder warum, Hintergrunddetails sind mir wichtig. Dabei habe ich zum einen festgestellt, dass ich ab und zu tatsächlich die eigentliche Diskussion sprenge oder aber auch in eine ganz andere Richtung lenke. Als Schüler fand ich solche Leute immer furchtbar. Heute finde ich es toll. Und wenn ich es weiter austeste, wird mir das eventuell richtig Spaß machen.

So, aber im Seminar ist es nicht seltsam etwas zu sagen, da ist es ja erwünscht. Menschen anzusprechen, die ich zwar kenne, aber nicht gut und außerhalb der Lernumgebung, das ist für mich sehr seltsam. Diese Hemmungen versuche ich jetzt auszuschalten. Wie auch bei allem anderen muss meine Laune dabei gut sein, dann kann ich es!
Erstaunlicherweise bin ich da nicht irgendwie schüchtern oder zurückhaltend, wie ich es von mir erwarten würde. Es ist tatsächlich so, dass ich erstaunlich offen bin. Das habe ich an den Gesichtern der Personen nahezu ablesen können. Die, mit denen ich dann länger gesprochen habe, fanden es unglaublich, dass ich Hemmungen habe.

Als besondere Herausforderung hab ich mir vorgenommen ein paar Personen zu fragen. Nach einem Kaffee trinken zum Beispiel, wenn ich sie kennenlernen will, weil sie mir sympathisch sind. Oder nach einem Fotoshooting, weil ich sie faszinierend finde. Funktioniert noch nicht ohne Herzrasen, aber ich arbeite daran.

Insgesamt habe ich festgestellt, dass meine Offenheit - ich bezeichne es manchmal auch als loses Mundwerk oder große Klappe - nicht unbedingt negativ auffällt. Meist sogar ehr positiv. Ich bin zwar ehrlich, achte aber darauf Worte zu wählen, die niemanden verletzen. Wenn ich etwas kritisiere, dann möglichst mit Begründung und mit der Betonung darauf das meine Meinung subjektiv ist.
Wenn ich Blödsinn rede und es mir eine Minute später auffällt lache ich drüber und sage, dass es ein Irrtum war.

Außerdem habe ich festgestellt, dass es Spaß macht jemanden auch die netten Kleinigkeiten zu sagen, die mir auffallen und die Menschen für mich zu etwas besonderen machen. Seit ein paar Tagen lächele ich Menschen auch einfach nur an, wenn ich Lust dazu habe. Einige sind verstört - besonders wenn sie dachten, dass ich nicht merke, wie sie mich beobachten- , andere freuen sich sehr, dass sie nicht immer nur in diese ausdruckslosen, mürrischen Gesichter blicken.

Bis jetzt macht es mir sehr Spaß, an diesem "mehr sagen" zu arbeiten. Ich halte euch auf dem Laufenden!

Einen schönen Samstag euch!



Kommentare

  1. Hey. Dein Blogpost spricht mir einmal mehr aus der Seele. Ich bin auch kein Mensch, der gleich darauf losquatscht und ich bin in der Öffentlichkeit und vor vielen LEuten recht schüchtern, gehemmt. Ich gehe bei den Menschen, denen ich vertraue, so richtig auf. Schönes Foto übrigens. Sehr witzig und positiv:) LG

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Haut rein, aber euch nicht gegenseitig!