Gedanken zum Erfolg

Ich schreibe euch heute direkt aus dem Bett. Es ist mal wieder sehr früh.
In den letzten zwei Tagen bin ich beinahe an meinen Uni Aufgaben zerbrochen, weil meine Gesundheit mir jegliche Möglichkeit nimmt mich länger als zehn Minuten zu konzentrieren. Aber es ist nun mal so, dass es für mich kein Aufschieben mehr gibt. Ich muss das jetzt durchziehen. Ich muss jetzt Erfolg haben. So ist die Lage.
Aber über die Verzweifelung hinaus mache ich mir meine Gedanken über das, was ich grade Erfolg genannt habe.
Seit ich klein bin nehme ich Erwartungen von außen wahr. Die wurden natürlich erstmal durch meine Eltern geprägt, wie bei uns allen. Und danach von meinen Lehrern, irgendwie. In der Schule zählten deswegen immer nur die Noten, egal ob man es nach einem halben Jahr noch konnte oder nicht. Ich kann noch heute die meisten Mathe-Formeln richtig anwenden oder die Struktur einer Erörterung auf eine Diskussion anwenden. Ich würde meinen, dass ich gelernt habe was die von mir wollen. Trotzdem hatte ich mit dreizehn keine guten Noten, weil ich mich nicht getraut habe zu sprechen. Es war nicht schön sogar vom Lehrer "ausgelacht" zu werden, weil man nicht gut lesen kann. Das war in der Grundschule. Ich habe dann nie die mündliche Leistung gebracht, die ich hätte bringen müssen um bessere Noten zu bekommen. Warum das so war hat nie jemand hinterfragt. Dafür hat man mich in die schwächeren Kurse gesteckt, wo ich mich dann gelangweilt habe. Zum Glück hatte ich auch tolle Lehrer, die erkannt haben, dass ich nur aus Langeweile blöde antworten in die Klausuren schreibe - vor allem in mathematischen Fächern- oder in den Stunden gezeichnet habe, weil ich diese xte Wiederholung schon längst verstanden hatte. Selbst meine Deutschlehrerinnen merkten, dass ich nicht so doof war, wie es meine Rechtschreibfehler und mein Ausdruck es manchmal vermuten ließen. Dank ihnen hat sich mein Ausdruck wenigstens etwas gebessert.
Aber Erfolg hieß deswegen immer noch Einsen und Zweien zu habe. Seltsamerweise kann ich mich aus meiner Kindheit an keine andere Definition für Erfolg erinnern.
Das steckt mir heute noch in den Knochen, auch wenn ich gelernt habe, dass gute Noten und das Erreichen von "gesetzlichen" oder "gesellschaftlichen" Massstäben nicht alles sind.
Es gibt Tage, da wünsche ich mir auch eine tolle Karriere, eine Familie und finanzielle Absicherung und denke, damit hätte ich Erfolg. Und dann kommen Tage, wie ich sie grade erlebt haben, an den Tagen ist es  ein Erfolg, wenn ich es schaffe ein paar Seiten zu schreiben. Manchmal ist es schon das Aufstehen.
Deswegen frage ich mich, was für mich eigentlich Erfolg ist.
Es hat für mich immer noch viel mit Erwartungen zu tun. Aber ich versuche die Äußeren auszublenden, auch wenn ich das manchmal vergesse. Dann schaue ich doch wieder auf die Zahlen, wünschte meine Leserzahlen wären höher, ich hätte mehr Follower und bessere Noten.
Meine Ziele sind eigentlich nur mein "Ich-selbst-sein" - übrigens nicht dieses Ich-selbst, was die Wohlfühl-Industrie programmiert.
Ich möchte studieren weil es mir Spaß macht, eine Arbeit machen, die sich nicht an fühlt wie eine Qual nur um möglichst viel Geld zu verdienen und ich möchte mich mit Menschen umgeben, die wissen das Liebe und Freundschaft wichtiger ist als das was uns als Erfolg eingetrichtert wird.
Und das schaffe ich mittlerweile immer besser, ich muss mich nur immer wieder selbst daran erinnern. 


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