Nerd vs. Geek

Nerds sind ein Teil meines Lebens, nicht nur, weil ich sehr viel von meinem Nerdvater geerbt habe. Meine besten Freunde waren seit der Grundschule Nerds. Ich verstehe mich sehr gut mit ihnen und bin zu einem Großteil selbst Einer. 

Damals, also in der Grundschule, geb es die Jungs, die Fussball liebten, Autos mochten, Häuser bauten oder besonders gerne Schildkröten sammelten. Also spielten, was Kinder so spielen. Und da das ganze schon zwanzig Jahre her ist - Gott bin ich alt ;) - war es für die meisten noch etwas besonders sich in jungen Jahren schon mit Technik zu befassen. Mein Freundeskreis bestandt auch damals schon zu zwei Dritteln aus Jungen. Diese Jungen waren aber zum größten Teil genauso absonderlich wie ich.   

Ich stach ja meistens schon aus dem Grund aus der Klassengemeinschaft heraus, weil ich nach der Schule zu meinem Vater ging. Selten war das gleich nach Hause, sondern zu meinem Vater auf die Arbeit. Und das war oft der Computerraum der weiterführenden Schule. Meine Freunde fanden das cool. Der Rest eben nicht. 

Und während unsere Altersgenossen Fußballern und Sailormoon  auf dem Schulhof nacheiferten, spielten wir Forscher von einem Raumschiff. Wir schauten alle Raumschiff Enterprise und wollten, wie Kinder nun mal so sind, genau solche Abenteuer erleben wie die Seriencharaktere. 

Damals waren das noch keine Nerds, sondern Freaks (ich) oder Streber (meine Freunde, weil die in der Schule auch wesentlich besser waren als ich). Im englischsprachigen Raum wären wir bestimmt Geeks und Nerds gewesen. Denn beides waren vor zwanzig Jahren noch abwertende Worte um Menschen zu beschreiben, die sich mit der grade erst aufkeimenden Alltagstechnik der Informatik beschäftigten. 

Früher machte ich mir darüber keine Gedanken, sondern machte eben das zu dem ich Lust hatte. Heute bin ich tatsächlich neugierig geworden und frage mich nach der Entwicklung zu den heutigen Bedeutungen. Beide Stereotype, sowohl der Nerd als auch der Geek sind heute akzeptierte "Lebensformen", mindestens in der Welt des Internets. 

In den Definitionen, die man heute findet  ähneln sich Geek und Nerd sehr. Ich selbst mache da eine andere Unterscheidung, die sich auf meine eigene Definition und auf meine Beobachtungen des alltäglichen Gebrauchs fußen. 

Quelle

Für mich war ein Nerd, seit ich das Wort kenne, ein Mensch, der sich mit Naturwissenschaften und Technik gerne auseinandersetzt und einen Hang zu fantastischen Geschichten aus dem Science Fiction und Phantasie hat. Aufgrund ihren Hobbies bilden sie eine Sozialerandgruppe. Sie sehen halt viel wichtigere Probleme als das was zwischen A und B grade geredet wird.

Geeks dagegen habe ich immer mit Otakus gleich. Otakus sind im Japanischen Personen, die fast ihre gesamte Zeit und viel von ihrem Geld in ihr Hobbie stecken. Dieses Hobbie feselt sie zu dem an ihre Wohnung ... Im Prinzip sind es Stubenhocker, die sich den ganzen Tag mit Mangas, Comics, Games und den dazugehörigen Merchandise beschäftigen. Dem entsprechend sind ihre sozialen Kompetenzen.

Seitdem es dank der Medien und der kulturellen Entwicklung nichts schlechtes mehr ist ein Nerd zu sein, setzen sich immer mehr Menschen in die Schublade Nerd. Bis jetzt ist mir aufgefallen, dass Geek, zumindest in unserem Raum, weniger gebraucht wird. Und dann verwirren mich einige total. Da ich zwar mehr Nerd als Geek bin, aber irgendwie auch beides, wie ja jeder ne Mischform aus ausgewählten Stereotypen ist, bin ich maßlos irritiert, wenn ich nicht mit einem bekennenden Nerd über Informatikdetails diskutieren oder physikalische Besonderheiten philosophieren kann.
Mich würde es übrigens sehr interessieren, wie das andere Generationen sehen. Gibt es da Leute, die genauso verwirrt sind wie ich?

Prinzipiell finde ich es Super, dass frühere Beschimpfungen sich langsam zu positiven Bezeichnungen  entwickeln. Ich wette darauf , dass sich mit dem technischen Fortschritt auch die technischen bzw. fantastischen Hobbies sich noch mehr etablieren werden und es in der Schule heute bestimmt nicht mehr besonders ist, dass man sich mit Computern auskennt. Und trotzdem hoffe ich, dass die Kinder immer noch auf Entdeckertour in der realen Welt gehen, wie wir es früher getan haben.

Einen Gruß an all die liebenswerten Mischformen, die diesen Eintrag gelesen haben.

Habt einen schönen Sonntag!