Sind die Zwanziger die Arschloch Jahre?

Ich frage mich bisweilen, warum so viele Menschen ihrer Jugend nachtrauern. Ich meine gut, als Teenager kann es ja noch ganz schön sein. Man probiert sich aus, verliebt sich zum ersten Mal, macht einen riesen Haufen Unsinn und das alles in einer sicheren Umgebung der Minderjährigkeit.

Mit Achtzehn oder spätestens mit Anfang Zwanzig heißt es hob raus in die schöne erwachsene Welt. Dann fühlen wir uns unbesiegbar. Wir haben unsere erste eigene Wohnung, unsere erstes selbst Verdientes Geld, unsere ersten Partnerschaften. Mit dem Schlüssel zu unserer spärlich eingerichteten Einzimmerwohnung fühlen wir uns wie der König der Welt - für ungefähr gefühlte zwei Sekunden. Dann kommt der erste verrückte Nachbar, das erste Mal zu wenig Geld fürs Essen, das erste Mal krankschreiben lassen, Stromabrechnung, ein Verehrer der nicht gehen will, Steuererklärung, Wasserrohrbruch, Schlüssel vergessen und so weiter uns sofort.

Nach einem halben Jahr kann es sein, dass wir auf unserm kaputten Bett sitzen und unser Unglück nicht fassen können. Das Erwachsen sein hat uns überrumpelt. Wir brauchen immer noch Hilfe. Irgendwer muss und alles beibringen. Wenn wir Glück haben, haben wir liebe Menschen die uns helfen.
Aber gefühlt sind wir immer mal ein bisschen die Versager. Sogar sehr oft. Wenn wir noch in der Ausbildung sind haben wir vielleicht Glück und lernen unter Gleichgesinnten. Aber kurz nach unserer Unabhängigkeitserklärung, merken wir deutlich, dass wir doch grade erst flügge geworden sind. Jung sein, kann sehr fies sein.

Ich nähere mich jetzt langsam der Dreißig und einige meiner Freunde und Bekannten auch. Da beginnen wir Bruchpiloten bekanntlicherweise an Angst vor den Dreißigern zu bekommen. Wir glauben in den Zwanzigern zu viele Fehler gemacht zu haben. Ich habe ja schon mal hier durchblicken lassen, dass die Dreißiger vielleicht viel besser sind als sie gemacht werden.
Wir sollten vielleicht die Zwanziger sein lassen was sie sind: Training. Und stellen wir uns doch nicht über die Küken der erwachsen Welt, aber nehmen ihnen auch nicht den Spaß an ihren Fehlern. Ich möchte jedenfalls nicht in den Glauben gehalten werden, dass ich ab Dreißig nichts mehr erreichen könnte.  In jedem Lebensabschnitt gibt es Arschloch-Zeiten, aber warum machen die Älteren den Jungen es immer so schwer in dem sie uns erzählen, dass es Früher alles viel besser war. Unsere beste Zeit ist die Gegenwart. Also sollten wir alle rausgehen, aus der Vergangenheit lernen, die Gegenwart genießen und uns auf die kommende Gegenwart freuen.

Kommentare